Wann fällt endlich der Groschen?

Kommentar zum Gastvortrag von Frau Dr. Ruppert:

Ein Schwerpunkt der Landesregierung ist die Digitalisierung unseres Landes. Oh Wunder! Dafür benötigt man Fachkräfte! Und bei dieser miserablen Bezahlung, die man im öffentlichen Dienst zu bieten hat, findet man keine qualifzierten Fachkräfte – die fischen sich Firmen mit besseren Arbeitsbedingungen ab. Nun überlegt man sich, ob man für IT-Kräfte Zulagen zahlen soll. Diese Idee gab es vor wenigen Jahren schonmal in Bezug auf die Anwerbung von Ingenieuren im Straßenbau.
Gleichzeitig hat man damals die Eingangsbesoldung abgesenkt – da rudert man nun heftig zurück und kann unendlich Geld und Zeit darein stecken, den Schaden zu reparieren.
Dann fand man die Beihilfe als Sparbüchse – nicht bedenkend, dass dies ein weiterer Baustein ist, das Beamtentum unattraktiv zu machen.
Doch auch im Tarifbereich hatte man vor einigen Jahren die grandiose Idee, im TVL die Stufen zu verändern: wissenschaftliche Angestellte haben keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr von E13 nach E14 (früher von BatIIa zu BatIb nach 15 Jahren).
Das Färbergutachten stellt fest, dass in den unteren Tarif-/Besoldungsgruppen der Abstand zum Sozialhilfeniveau kaum noch gegeben ist. Ups, das war uns doch glatt entgangen. Da sollten wir vielleicht ein wenig anheben. – Und was ist dann mit dem Abstandsgebot? Es gibt Gründe für die Stufen, mehr Selbstständigkeit, Verantwortung, längere Ausbildungen etc. Da könnte man doch einfach mal die Besoldung/die Tarife erhöhen, oder?
Aprospos: Die nach Stufen verzögerte Umsetzung von Tarif- bzw. Besoldungserhöhungen bis hin zur Nullrunde! Nur aus Gründen knapper Kassen: könnte sich ebenfalls als unzulässig herausstellen – was das wieder kostet, diese ganzen Fehler zu korrigieren… Das wird sicher nicht offengelegt.

Seit Jahren driften die Entwicklung des Bruttosozialsprodukts und die allgemeine Einkommensentwicklung mit der Entwicklung der Bezahlung im öffentlichen Dienst auseinander. War ein Studienrat früher noch ein angesehenes Mitglied des gehobenen Mittelstandes, kann sich diese Personengruppe heute keine Vierzimmerwohnung mehr leisten – zumindest nicht in Stuttgart.

Die Regierung klagt über die hohen Personalkosten. Tja, so ist es. Gute Leute kosten Geld. Und was zeichnet eine gute Regierung aus? Ein gut aufgestellter öffentlicher Dienst. Vielleicht kommt das langsam in den Köpfen an?

Und da helfen keine gleitenden Arbeitszeiten, keine Kitas, keine Telearbeit. Das haben andere Arbeitgeber längst kapiert und bieten dies häufig noch dazu sehr viel komfortabler. Vielleicht die Arbeitsplatzsicherheit? Eine gefragte Fachkraft muss sich auch bei diesem Punkt wenig Sorgen machen – Arbeitgeber werben um einen. Da verdient man dann doch lieber ordentliches Geld.

Wann fällt endlich der Groschen?

 

Ulrike Plate
Vorstandsmitglied des VhV

 

 

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